Grätzlfestgeschichten

Hej, wie stellst du dir den perfekten Schwendermarkt vor?

22.06.2018

Beim Workshop zur Umgestaltung des Schwendermarkts überlegten sich Schülerinnen und Schüler der WienerMittelSchule Kauergasse, was sie dort gerne anders hätten. Dabei wurden ein paar richtig gute Ideen zu richtig konkreten Entwürfen.

Es ist ein Donnerstag im Juni, 11 Uhr, und ausnahmsweise ist der Schwendermarkt eher laut als still. Grund dafür ist ein Workshop mit Schülerinnen und Schülern der Mittelschule Kauergasse, der hier unter Anleitung des Designerduos Stefanie Högl und Matthias Borowski vom Studio Kollektiv Plus Zwei stattfindet. Das Ziel: Ideen und Entwürfe zur Umgestaltung des Schwendermarkts zu sammeln, um sie dann – ganz offiziell – der Gebietsbetreuung zu präsentieren, die sie dann – unter Umständen – auch tatsächlich in einem echten Projekt umsetzt.  

 

Zuerst der Status Quo. Steffi und Matthias stellen sich vor. Dann sind die Drittklassler an der Reihe, und abgesehen vom Namen sagt auch jeder gleich, was er einerseits cool und andererseits nicht so gut findet am Markt, der ein beliebter Aufenthaltsort für die Kids ist, denn die Schule befindet sich nur zwei Straßen weiter. Was die Schülerinnen und Schüler mögen: die Graffitis (aber nur die „echten“ und nicht die „Kritzeleien“, wie sie sagen), die Bänke, die Fahrräder, die man hier ausleihen kann. Was sie nicht mögen? Dass es zu wenig Sitzplätze gibt, zu wenig Schatten, zu wenig Bäume und generell: zu wenig Spaß. Ein guter erster Überblick über die Themen, die den Schülerinnen und Schülern wichtig sind. Was sich schon ein wenig herauskristallisiert: Es geht um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Action und Spaß einerseits und Relaxen und Chillen andererseits. 

Und nun die Gruppenarbeiten. Vier Gruppen, vier Themen. Gruppe 1 befasst sich mit „The place to be“, also mit Lieblingsplätzen und „guten“ Orten, an denen sich die Kids wohlfühlen. Hier werden die Parks der Umgebung genannt, weil es dort Schatten und Bäume gibt oder die Möglichkeit Fußball zu spielen, außerdem die Mariahilfer Straße und Meidling, wegen der Shoppingmöglichkeiten. Über No-Go-Areas, also „schlechte“ Orte mit negativen Vibes, denkt Gruppe 2 nach. Größere Straßen werden genannt, wegen Lärm, Schmutz und unangenehmen Gerüchen sowie Plätze, an denen hauptsächlich ältere Jugendliche abhängen. Gruppe 3 macht auf dem Markt eine schnelle Umfrage über Vorteile (frisches Gemüse und Wein) und Nachteile (Öffnungszeiten, zu wenige Bäume) des Standorts, während Gruppe 4 mit Augenbinden in eine „Blindenwelt“ abtaucht, um den Markt mit anderen Sinnen als dem Sehen zu erfahren

Jetzt wird’s ernst. Nach der Präsentation der Ergebnisse der Gruppenarbeiten haben die Kids ein besseres Gefühl dafür, was gute und schlechte Orte ausmacht. Zeit, sich konkrete Dinge für den Schwendermarkt auszudenken. Steffanie und Matthias haben vier Modelle vorbereitet, die nun in den Gruppen entsprechend aufbereitet werden – mit Tixo, Buntpapier, Stoffen, Karton & Co. Es werden breite Sitzbänke gebastelt und silberne Sonnensegel. Riesenrutschen, Skateplätze und Schaukeln. Viele Bäume und Trinkwasserspender. Utopisch ist keiner der Entwürfe, die meisten Ideen sind realistisch. Und das trifft sich gut, denn am Nachmittag kommt Markus Steinbichler von der Gebietsbetreuung vorbei um sich die Modelle anzusehen. Und vielleicht auch ein paar Anregungen zu holen. Es wäre nicht zum ersten Mal: Im Rahmen des Projekts „Wir gestalten 15“ haben die Schülerinnen und Schüler der Kauergasse sich schon im letzten Schuljahr gemeinsam mit der Gebietsbetreuung überlegt, wie sich der Bereich vor der Schule offener, sicherer und freundlicher gestalten lässt. Und die Vorschläge waren so toll, dass sie nun auch umgesetzt werden.  

Partizipation at its best. Das freut auch Marion Serdaroğlu-Ramsmeier, die Direktorin der WMS Kauergasse: „Es ist wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler erfahren, dass sie mitgestalten können. Das ist Teil der politischen Bildung“, sagt die Direktorin. Dabei würden sie ein Gefühl dafür bekommen, was möglich und umsetzbar ist und wie solche Projekte ablaufen. Abgesehen von dem Schul-Vorplatz hätte es auch ein Projekt mit einer Architektin gegeben („Vermessung der Schullandschaft“), und auch sonst seien die Schülerinnen und Schüler involviert in Grätzl-Projekte, etwa beim Vorlesen im Kindergarten oder bei Besuchen im Altersheim Rudolfsheim-Fünfhaus. „Das Feedback der Schülerinnen und Schüler ist dabei immer sehr positiv“, so die Direktorin der Schule. Was am Schwendermarkt passieren wird, ist noch ungewiss. An Ideen mangelt es jedenfalls nicht.

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